Pushpak Ramayana Buch 2Zurück WeiterNews

Canto 5 - Rama fastet

Alsbald folgte der heilige Vasishta dem Rufe des Königs. "Geh nun," bat der König, "und weihe mit deinem Reichtum an inbrünstigen Riten und Gelübden das Fasten von Rama und seiner Gattin, so daß Freude seine Herrschaft segnen möge." Der Beste unter denen, welche die Schriften kennen, antwortete dem König: "Mein Herr, ich gehe." und eilte zu Ramas Haus, um den Helden durch die Fastenregeln zu führen und ihm bei jedem Schritt mit seiner Gelehrsamkeit in den heiligen Texten zu helfen. Von seinem priesterlichen Wagen getragen begab er sich geradewegs zu Ramas hoher Wohnstatt, die wie eine hellgetönte Wolke schien. Er passierte zwei Höfe und hielt im dritten seinen Wagen an. Da bemerkte Rama das Kommen des heiligen Weisen und floh ihm entgegen, ihn zu begrüßen. Er beeilte sich, zum Wagen zu kommen und dem Priester beim Absteigen die Hand zu reichen. Der durch die höfliche Begrüßung zufriedengestellte Vasishta sprach nun angenehme Worte, die den erfreuten, der am meisten von allen frohe Botschaft verdiente: "Prinz, du hast deines Vaters Gunst gewonnen, und dir wird der Platz des Regenten gehören. Nun verbringe mit Sita an deiner Seite die Nacht mit striktem Fasten, wie es rechtens ist, denn mit der morgendlichen Dämmerung wird der König seinen Nachfolger bestimmen, ganz wie Nahush, so erzählen es die Weisen, den Yayati frohen Herzens weihte."

Als nächstes verfügte Vasishta die Fastenregeln und die Texte für Rama, diesen Gelübdetreuen, und für die Videha Dame, seine Gemahlin. Dann verließ er des Prinzen Haus wieder, hoch erfreut über die höfliche Verehrung dort. Danach versammelten sich um Rama die Freunde, um für eine Weile in angenehmen Gesprächen die Zeit zu verbringen. Schließlich verabschiedete er sie alle in die Nacht und zog sich in seine inneren Gemächer zurück. Und Ramas Haus erglänzte in Helligkeit und Freude mit fröhlichen Männern und Mädchen darin. Ganz wie ein schöner See am Morgen, wenn die Lotusblüten erwachen, und jeder Vogel, der die Fluten liebt, glücklich um die geöffneten Blüten schwirrt.

Vasishta verließ das Gebäude, welches mit dem Königspalast in Pracht wetteiferte. Alle königlichen Straßen waren von gewaltigen Menschenmengen erfüllt. Die eifrigen Massen blockierten jede Kreuzung, jede Straße, jeden Weg und jede Allee. Von allen Seiten erklangen freudige Rufe wie das Brüllen der Meeresfluten, als die Ströme von Menschen mit lautem Jauchzen und glücklichem Lobeslied zusammenkamen. Die Wege wurden gewässert, gefegt und mit Blumen und Blättergirlanden geschmückt. In ganz Ayodhya wehten Banner auf den Dächern im Wind. Männer, Frauen und Knaben warteten mit eifrigen Blicken auf den Sonnenaufgang und standen, sehnsüchtig auf die ersten Vorboten der Sonnenstrahlen von Ramas Krönungstag wartend. Es war eine Quelle der Freude für alle, ein Fest fürs Volk.

Der Priester bewegte sich langsam durch die gewaltige Menge, sich behutsam einen Weg zum Königspalast bahnend. Er suchte auf der Terrasse, an der Treppe, die wie eine weiße Wolke sich hoch in die Luft erhob, den verehrten König der Menschen zu treffen, der auf seinem prachtvollen Thron saß, so wie sich Vrihaspati erheben mag, wenn er den König der Himmel treffen möchte. Aber als der König ihn kommen sah, verließ er seinen Thron und kam Vasishta entgegen. Von ihm gefragt, berichtete Vasishta von allen rechtmäßig erledigten Pflichten. Da erhoben sich alle, die da saßen, und ehrten den Vasishta. Dieser verabschiedete sich von seinem Herrn, jener entließ seinen Hofstaat und zog sich ebenfalls zurück.

Ganz wie ein königlicher Löwe seine Höhle hinter Felsgestein aufsucht, so schritt Dasaratha zu den Gemächern, wo seine Gemahlinnen wohnten. Wohl ausgestattet waren jene wunderbaren Räume, und mit Frauen angefüllt, die reich gekleidet waren und ebenso glänzten wie die strahlenden Türme, in denen Indra so gern ruht. Und die tausend Augen blitzten heller auf von dem Licht, das seine Gegenwart verlieh, als ob der Mond im sternenübersäten Firmament aufgeht.


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