Pushpak Ramayana Buch 1Zurück WeiterNews

Canto 77 - Bharatas Abreise

Rama legte mit fröhlichem Geist den Bogen in die Hände von Varuna. Er zollte den Heiligen seine Ehrerbietung und sprach zu seinem verstörten Vater: "Da Bhrigus Sohn nun außer Sicht ist, laßt den Zug weiterziehen und das viergeteilte Heer nach Ayodhya reisen mit dir an der Spitze." So angesprochen küßte König Dasaratha des Sohnes Stirn und drückte ihn an die alternde Brust. Zu wissen, daß Bhrigus Sohn sich entfernt hatte, ließ ihn wieder zur Ruhe kommen und jubelnd ein zweites Leben für sich und seinen siegreichen Sohn ausrufen. Er nötigte den Troß, sich erneut in Bewegung zu setzen, und bald schon erreichten sie Ayodhyas Tore.

Hoch über den Dächern wehten fröhliche Wimpel, Trommeln und Pauken machten laute Musik, frisches Wasser kühlte die königliche Allee, und Blumen blühten in Hülle und Fülle. Glückliche Menschen mit Girlanden säumten die Wege und freuten sich, ihren König zu schauen. Die ganze Stadt war hell und lustig und pries den festlichen Tag. Volk und Brahmanen strömten zusammen, um ihren Monarchen zu treffen, bevor er die Allee erreichte. Der glorreiche König ritt in der Menge mit seinen Söhnen an seiner Seite und betrat seinen geliebten Wohnsitz, der wie ein Berg im Himalaya strahlte.

Im Palast standen Kausalya, die edle Königin, Sumitra mit der lieblichen Miene, Kaikeyi mit der schlanken Taille und weitere den Hof zierende Damen Seite an Seite bereit, um die jugendlichen Bräute in ihrer neuen Heimat zu begrüßen. Die schöne Sita, die Dame mit dem hohen Schicksal, Urmila mit dem strahlenden Ruhm, und Kusadhwajas schöne Kinder wurden mit Grußworten voller Freude und mit Gebeten bewillkommnet und dann in Leinenroben gekleidet. Mit Opfern am Altar wurden die rechten Gebete und Gaben an die Götter dargereicht. Jede Prinzessin widmete ihre Seele der Liebe und verbrachte, behütet in den inneren Gemächern, jede glückselige Stunde mit ihrem Gemahl und Herrn. Die königlichen Jünglinge von hohem Geist, mit denen sich niemand an Tapferkeit messen konnte, lebten in den Mauern ihrer Paläste, ein jeder so herrlich wie die Vergnügungsstätten des Kuvera; mit Reichtümern, Scharen von treuen Freunden und der Glückseligkeit, welche eine Heirat mit sich bringt. Die tapferen Prinzen übten sich in kriegerischen Fähigkeiten und waren ihrem Vater gehorsam.

Eines Morgens rief der Monarch Prinz Bharat zu sich, den von Kaikeyi geborenen, und sprach zu ihm: "Mein Sohn, in unseren Gemächern wartet dein Onkel Yudhajit auf dich. Er ist der Sohn von Kekayas König und gekommen, dich mitzunehmen, mein Kind." So bereitete sich Bharata auf die Reise vor, und zog mit Shatrughna von dannen. Erst verabschiedete er sich von seinem Herrn, dann von Rama und auch von seiner Mutter. Lord Yudhajit verließ ebenfalls die Stadt mit frohem Stolz, die Brüder an seiner Seite, und gelangte bald in die Stadt, wo er lebte und sein Vater große Freude fühlte.

Rama und Lakshmana verehrten weiterhin ihren gottgleichen Vater mit pflichtgemäßem Willen. Für Rama gab es zwei feste Regeln im Leben: seines Vaters Willen und das Wohl des Volkes. Beständig in Sorge um das öffentliche Wohl dachte und wirkte er, um zu erfreuen und zu helfen. Auch bemühte er sich, seine Mütter mit Liebe und der Höflichkeit eines Sohnes zufriedenzustellen. Zu jeder Zeit und an jedem Ort vergaß er niemals seine heiligen Lehrer. Und so ward Rama um seiner freundlichen Tugend willen allen immer lieb und lieber, dem Dasaratha, den Brahmanen, allen in Stadt und Land, Großen wie Kleinen. An der Seite seiner Geliebten sah Rama so manche glückselige Jahreszeit vorübergleiten. In ihre Seele verwoben galt ihr jeder seiner Gedanken als Geliebter, Freund und Verehrer. Er liebte sie um seines Vaters Stimme willen, welche sie ihm übergegeben und die Wahl gutgeheißen hatte. Er liebte sie für jeden Zauber, den sie an sich trug, und mehr und mehr für ihre süßen Tugenden. So lebte auch Rama als ihr Herr in ihrer Brust sein zweites Leben in doppelter Gestalt. Auch wenn sie getrennt waren, konnten doch ihre Herzen frei miteinander sprechen.

Janaks Kind ward immer gottähnlicher in Gestalt und Gesicht, die lieblichste Ehefrau die es je gab und die reizende Königin der Schönheit in sterblicher Hülle. Und Rama, der von Kausalya geborene, strahlte mit der ihm verbundenen Dame, wie Vishnu, den die Götter verehren, mit Lakshmi an seiner Seite.



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