Pushpak Ramayana Buch 1Zurück WeiterNews

Canto 61 - Sunahsepha

Als die Gesegneten ihre Wohnstätten der himmlischen Ruhe wieder aufgesucht hatten, machte Vishvamitra den Bewohnern der Einsiedelei folgenden Vorschlag: 'Das südliche Land war unseren Riten wenig freundlich gesonnen. Laßt uns zu anderen Gegenden wandern und dort unsere Aufgaben ohne Störung ausüben. Wir werden uns dem fernen Westen zuwenden, zu Pushkars Wald, wo die Eremiten verweilen, und uns dort unserer strengen Askese widmen, denn kein Hain kann sich mit diesem messen.' Und so ließ sich der Heilige, vom Ruhmeslicht umgeben, im Walde von Pushkar nieder, lebte dort von Wurzeln und Früchten und ward ganz zielstrebig mit der schwersten Buße beschäftigt.

Zu der Zeit füllte ein König Ayodhyas Thron aus, der unter dem Namen Ambarisha weit bekannt war, und der zufällig einen Opferritus plante. Doch Indra entführte mit Gewalt das Tier, welches der König opfern wollte. Als das Opfer verloren war, eilten die Brahmanen zum König Ambarisha und sprachen: 'Das Pferd ist verloren, denn durch deine Schuld ward es vernachlässigt. Solche achtlosen Fehler können Könige vernichten, wenn sie darin versagen, das zu beschützen, dessen sie sich erfreuen. Der Fehler ist zum Verzweifeln. Wir brauchen unbedingt das Pferd, oder wir müssen einen Menschen bluten lassen. Schnell! Bring einen Menschen, wenn du das Pferd nicht zu beschaffen vermagst, damit der Ritus weitergehen kann.'

Die Krone von Ikshvakus Linie bot tausend Kühe an und versuchte, zu einem fürstlichen Preis ein Opfer für den Ritus zu kaufen. In viele ferne Länder zog er, suchte viele Menschen und Städte, Wäldchen und heilige, schattige Plätze auf, wo Einsiedler weilten, immer seine eifrige Suche fortsetzend. Schließlich traf er auf des Bhrigus geheiligten Höhen den Asketen Richika, wie er unter heiligen Zweigen saß. Neben ihm erblickte der König seine Kinder und seine Gemahlin. Der mächtige Herr näherte sich, versuchte seine Gunst zu gewinnen und zeigte seine Ehrfurcht. Und dann machte er dem heiligen Brahmanen diesen Vorschlag: 'Gib mir im Austausch für hunderttausend Kühe, oh Weiser, einen deiner Söhne als Opfer für meinen Ritus, und Dank wird dir den Gefallen vergelten. Ich habe alle Länder durchsucht und kein Opfer gefunden. Bitte, freundlicher Eremit, geruhe ein Kind von deinen mit mir zu teilen.'

Auf das Gesuch des Monarchen antwortete der durch Buße geherrlichte Einsiedler: 'Für zahllose Kühe oder Berge von Gold soll mein ältester Sohn niemals verkauft werden.' Doch, als die nahebei stehende Mutter der Kinder die Antwort des Heiligen hörte, sprach sie zu Ambarisha: 'Mein Herr, der Heilige hat gut gesprochen, sein ältestes Kind wird er nicht verkaufen. Und wisse, großer Monarch, unter all dem Rest liebe ich mein Jüngstgeborenes. Es ist immer so: Des Vaters Liebe gilt dem ältesten Jungen. Der Mutter Liebling ist das Kind, welches sie als letztes an ihrer Brust nährte. Ich werde niemals mein jüngstes Kind hergeben.' Als solcherart Vater und Mutter sprachen, rief Sunahsepha, der mittelste von den dreien, ganz ungedrängt und frei: 'Mein Herr hält seinen ältesten Sohn zurück, meine Mutter bewahrt ihren jüngsten, so nimm mich mit dir, oh König, denn ich denke, der Sohn, der dazwischen kommt, wird verkauft.'

Mit Freude machte sich der König auf den Heimweg und nahm den Preis mit sich, den er gekauft hatte. Er bat den Jungen, seinen Wagen zu besteigen, und eilte zurück, die Opferriten zu enden.


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