Pushpak Ramayana Buch 1Zurück WeiterNews

Canto 58 - Trisanku wird verflucht

Als die Hundert die Rede des Trisanku angehört hatten, antworteten sie von Zorn bewegt: 'Warum, du närrischer König, verstößt du gegen seinen besonnenen Rat und suchst eine andere Schule auf, nachdem er sich deinem Wunsch verweigert hat, er, dessen wahrheitsliebende Lippen noch niemals gelogen haben? Ikshvakus Söhne haben immer ihren heiligen Lehrern vertraut. Wie kannst du, begehrender König, es wagen, seine Worte nicht zu befolgen? Der Heilige sprach zu dir: Dein Wunsch ist vergebens! Und er bat dich, deinen Plan fallenzulassen. Wie könnten wir, seine Söhne, nur daran denken, für einen solchen Ritus unsere Hilfe anzubieten? Oh Monarch mit dem kindischen Herzen, kehre zurück in deine königliche Heimstatt. Der mächtige Heilige, dein Priester und Führer mag für dich die edelsten Riten anleiten. In allen Welten, in denen geopfert wird, findest du nicht einen würdigeren Priester.'

Der Monarch hörte ihre Rede, obwohl Wut ein jedes Wort verzerrte, und antwortete den Eremiten wie folgt: 'Wie euer Vater verweigert ihr mir meine Bitte. Ich wende mich nun ab von euch und suche mir andere Hilfe. Lebt wohl, ihr an Buße reichen Heiligen!' Vasishtas Kinder lauschten und merkten wohl seine üble Absicht, die kaum zum Ausdruck kam. Da riefen sie wutentbrannt: 'Du seist in einen niederträchtigen Chandala(1) verwandelt!' Es ward gesagt und von stolzen Gedanken erfüllt, kehrten sie alle in ihre Wohnstatt heim.

In der folgenden Nacht durchlief Trisanku eine traurige Veränderung in Gestalt und Abstammung. Am nächsten Morgen war er ein Ausgestoßener von dunkler Hautfarbe, der seine staubige Kleidung um sich schlang. Das Haar war ihm ausgefallen, und Schorf bedeckte seine Haut. Er war mit Übeln ausgestattet, die sonst nur auf Begräbnisplätzen gediehen. Jeder Armreif war ein Eisenring. Solcherart war die Gestalt des Königs, daß Berater, Gleichgesinnte und Gefolge vor ihm in Angst davonliefen.

Einsam und unnachgiebig in seinem Schrecken, durch qualvolle Nächte und Tage ganz gepeinigt, suchte er den großen Vishvamitra auf, dessen Schätze aus der Buße stammen. Der fromme Einsiedler schaute mit sanften Augen auf das veränderte Äußere von Trisanku, betrauerte seinen ruinierten Status und sprach mitleidsvoll zu ihm: 'Großer König, welcher Grund führt deine Schritte hierher, du mächtiger Herrscher von Ayodhya, den ein Fluch mit dem Geschick des Ausgestoßenen belegt hat?' In der scheußlichen Gestalt eines Chandala hörte der König die Frage des Vishvamitra und, demütig die Hände faltend antwortete er gewandt: 'Mein Priester und alle seine Söhne verweigerten mir die Hilfe zu dem Plan, über dem ich brüte. Die Erfüllung meines Wunsches ward mir nicht vergönnt, und so gab man mir diese Gestalt. Ich würde mir so gern in meinem Körper eine Wohnstatt im Himmel gewinnen. Dafür hatte ich hunderte Opfer geplant, doch mein Wunsch war dazu verdammt, keine Früchte zu tragen. Meine Lippen sind rein und ohne Verunreinigung durch Falschheit, und rein werden sie immer bleiben. Ja, das schwöre ich bei der Redlichkeit eines Kriegers, obwohl ich durch Trauer und Sorge nun auf eine harte Probe gestellt werde. Ungezählte Riten schenkte ich dem Himmel, mit rechter Sorge schwang ich das Zepter, und heilige Priester und hochbeseelte Lehrer lobten mein bescheidenes Betragen. Aber sie weigern sich, oh du Bester aller Eremiten, die Riten für diesen, meinen Wunsch durchzuführen. Alle miteinander stimmten darin überein, mir bei meinem hohen Vorsatz die Hilfe zu verwehren. Ich denke, das Schicksal ist die oberste Kraft, und des Menschen Anstrengung nur ein eitler Traum. Das Schicksal wirbelt unsere Ziele und uns selbst davon, und doch ist Schicksal unsere einzige Hoffnung und unser einziger Halt.

Nun, gesegneter Heiliger, geruhe mir zu helfen, mir, dem vom Schicksal Betrogenen, der demütig und mit schwerer Sorge erfüllt zu dir kommt und dich um einen Gefallen bitten möchte. Ich sehe keine andere Hoffnung, keinen anderen Weg und keine andere Zuflucht auf mich warten. Oh hilf mir in meinem gefallenen Zustand, und menschlicher Wille wird das Schicksal besiegen.'


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(1) ein unrein und ungesetzlich gezeugter Mensch