Pushpak Ramayana Buch 1Zurück WeiterNews

Canto 40 - Die Spaltung der Erde

Der Eremit endete, denn die Geschichte war erzählt. Da meldete sich Rama voller Eifer nochmals zu Wort und redete den ahnenreichen und wie ein brennendes Feuer strahlenden Herrn erneut an: "Oh heiliger Mann, ich würde gern die ganze, lange Geschichte hören. Wie nämlich er, von dem meine Väter abstammen, das große Opfer zu einem glücklichen Ende brachte." Der Einsiedler antwortete mit einem Lächeln: "Dann höre, Sohn des Raghu, während meine Geschichte weitergeht und von den legendären Taten der hochbeseelten Sagars erzählt.

Innerhalb einer weiten Ebene, wo sich die Höhen des Himalaya erheben und auf welche die stolze, rivalisierende Vindhya Bergkette herabblickt, wurde der würdige Opferplatz bestimmt, und der König begann, die Zeremonien vorzubereiten. Prinz Ansuman ward von Sagar angewiesen, mit bereitem Bogen und mächtigem Wagen das freilaufende Pferd zu bewachen. Doch Indra, der König der Himmel, kam am auserwählten Tag unerkannt in Dämonenform herab und stahl das Opfertier. Des Pferdes beraubt liefen die Priester sorgenvoll zum Opfermeister und riefen: 'Am heiligen Tag stahl jemand mit Gewalt das Opferpferd. Eile dich, oh König! Der Dieb muß gefaßt und das Pferd zurückgebracht werden. Wenn das heilige Opfer solcherart gestört wird, bringt uns das allen Kummer und Leid. Erhebe dich, oh Monarch, und handle schnell. Dieses Hindernis verhindert ein glückliches Ende.'

König Sagar hörte dem Bericht der Priester aufmerksam inmitten seines reich gefüllten Hofes zu. Sofort ließ er seine sechzigtausend Söhne zu sich holen und sprach zu ihnen: 'Meine tapferen Söhne, ich wußte nicht, wie mächtig die Dämonen sind. Die Priester begannen die Riten so gut, und alles war mit Gebeten und Zaubern geheiligt. Ob er sich in den Tiefen der Erde versteckt oder hinter den Gezeiten des Ozeans lauert, findet die Spur des Räubers, liebe Söhne. Besiegt ihn und bringt das Pferd zurück. Untersucht die ganze weite, von der See eingeschlossene Erde, von Küste zu Küste: Ja, grabt sie auf mit ganzer Kraft, bis ihr das Pferd wiederseht. Laßt eure Suche in die Tiefe gehen, ein jeder grabe einige Meilen tief im Boden. Verfolgt den Räuber des Pferdes, macht es eurem Herrn zuliebe, wie ich es euch befehle. Mein Enkelsohn Ansuman, ich und die Priester werden hier bleiben, bis das Pferd wieder auftaucht.'

Ihre leidenschaftlichen Herzen brannten mit Eifer, als sich die Helden auf den Weg machten, die ihnen gestellte Aufgabe zu lösen. Ihrem Vater treu ergeben, bahnten sie sich gewaltsam und ohne Pause ihren Weg durch die Erde. Mit eisernen Armen grub sich ein jeder meilentief durch den Boden in unerschrockener und mühsamer Arbeit. Die auseinandergerissene Erde stöhnte in großen Schmerzen, als die Sechzigtausend ihr entschlossen mit scharfer Pflugschar, Hacke und Spaten zusetzten, die so hart waren wie Indras Donnerkeil. Laut erscholl das grauenhafte Geschrei von Monstern, die tief in der Erde unter ihren Schlägen starben. Es waren Giganten und Dämonen, Unholde und Schlangen, die im Innersten der Erde ihren Wohnsitz hatten. Sie gruben im Zorn, der nicht aufhören wollte. Sechzigtausend Meilen weit war die Erde zerrissen durch ihre Kraft, die ohnegleichen war, bis sie letztendlich die Hölle selbst erreichten. Immer weitergrabend durchsuchten sie ganz Jambudvipa (die Mitte der Erde) mit all seinen Hügeln und steilen Bergen. Da begannen die Herzen von Göttern, Barden, Dämonen und Schlangen, vor Furcht zu zittern, und voller Verzweiflung flüchteten alle vor den allgewaltigen Herrn. Mit Zeichen des Kummers in ihren Gesichtern suchten sie die Gnade des mächtigen Vaters, und immerfort sorgenvoll bebend riefen sie ihren Herrn an mit Worten wie diesen: 'Die Söhne des Sagar, milder Herr, durchstoßen die ganze Erde Schicht um Schicht. Und wie sie ihre ruchlose Arbeit vorantreiben, sterben unzählige Wesen. Die Prinzen sagen: Dies ist der Dieb, der unser Opferpferd stahl, unseren Ritus störte und uns Weh bereitete. Und so vergießen sie unschuldiges Blut.'


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