Pushpak Ramayana Buch 1Zurück WeiterNews

Canto 36 - Die Geburt der Ganga

Die nächtlichen Stunden vergingen schnell an Sonas angenehmem Ufer. Dann, als der Morgen anbrach, sprach der Einsiedler zu Rama: "Das Licht bei Tagesanbruch ist klar, die Stunde der morgendlichen Riten nahe, steh auf Rama, erhebe dich, lieber Sohn, ich bitte dich, und mach dich fertig für die Reise." So erhob sich Rama, erledigte alle seine Pflichten, wie ihn der Asket geheißen, machte sich freudig daran, die Reise fortzusetzen, und fragte erneut: "Hier fließt die Sona schön und tief, und viele Inseln zeigen sich an ihrem Busen. Welcher Weg wird uns hinüberführen und zum anderen Ufer bringen?" Der Heilige erwiderte: "Der Weg, den ich wähle, ist der von frommen Einsiedlern." Viele Meilen schritten sie voran bis die Sonne im Zenit stand. Schon waren die von Einsiedlern häufig besuchten Fluten der Jahnavi (Ganga) zu sehen, der Königin unter den Flüssen. Sobald sie den heiligen Strom erblickten, der von einer Vielzahl von weißgefiederten Kranichen und Schwänen bevölkert war, da freuten sie sich an dem lieblichen Anblick. Und die spirituelle Gruppe bereitete sich darauf vor, an dem heiligen Ufer zu rasten. Sie badeten, wie es die Schriften geboten, und brachten die Wasseropfer für Götter und Schatten dar. Sie verbrannten die Opfergaben und nippten am Öl, so süß wie Amrit. Dann, gereinigt und zufrieden, setzten sie sich rund um Vishvamitra auf den Boden. Die heiligen Männer niederen Ranges setzten sich in gebührendem Abstand, doch Raghus Sohn bekam seinen Platz ganz nahe, seinem Rang und seiner Abstammung geschuldet. Dann bat Rama: "Oh Heiliger, mich verlangt es, die Geschichte der dreiarmigen Ganga zu hören."

Der Bitte gerne folgend erzählte der Weise sowohl über die Geburt der Ganga als auch ihr Werden: "Der Herr aller Berge, der Himalaya, dieses mächtige Gebirge voller Metalle, ist der Vater zweier wunderschöner Töchter. Ihre Mutter, welche durch den Willen des ewigen Meru geboren ward, war Mena, der Liebling des Himalaya, geziert mit der Schönheit ihrer reizenden Taille. Ganga war die Erstgeborene, dann kam die liebliche Uma. Alle Götter des Himmels wollten die Hilfe der Ganga, um ihnen bei ihren Gelübden zu helfen, und so kamen sie zum großen Himalaya und baten um die Maid. Er übergab in heiligem Eifer seine Tochter den Unsterblichen mit Rücksicht auf das Wohl der drei Welten. Und Ganga, deren Wasser so reinigend und sicher waren, floß nach ihrem Willen, schön, frei und alle Sünder reinwaschend bis zum Ozean. So erhielt die dreiarmige Ganga ihre Geltung, und die Götter bewahrten ihren Platz im Himmel. Schwester Uma verbrachte lange Zeit mit harter Askese und strengem Fasten. Und der König gab die Hingebungsvolle dem unsterblichen Rudra (Shiva) zur Braut, weil sie dem unvergleichlichen Herrn ebenbürtig war und dafür in allen Welten verehrt wurde. So erreichte jede der Töchter des Herrn der Berge einen glorreichen Status: Die eine verehrt als nobelster Strom und die andere im Reigen der höchsten Göttinnen. Und so erhob die Ganga, das Kind des Königs Himalaya, dieser himmlische und unbeschmutzte Fluß, ihre Wellen mit sich in den Himmel, welche segnen und reinigen."


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