Pushpak Ramayana Buch 1Zurück WeiterNews

Canto 26 - Der Tadaka- Wald

Mit dem sanften Morgenlicht erhoben sich die königlichen Feindebezwinger und folgten, nachdem sie ihre morgendlichen Riten durchgeführt hatten, dem Einsiedler ans Ufer des Flusses. Dort lag eine hübsche Barke bereit und alle riefen: "Oh Herr, besteige die Barke, überquere mit deinen prinzlichen Begleitern den Fluß und setze am anderen Ufer deinen glückverheißenden Weg fort ohne Aufenthalt oder Verzögerung." Der Heilige widersprach nicht, verabschiedete sich respektvoll und querte den rauschenden Strom mit den beiden Jungen an seiner Seite. Auf der Hälfte des Weges hörten Rama und Lakshmana ein Donnern, welches lauter und lauter ward, so wie die Wellen mehr und mehr aufeinanderschlugen. Rama fragte den mächtigen Herren: "Woher kommt dieser Tumult, den ich aus den Wassern höre, die sich ihren Weg in der Mitte hier bahnen?" Sobald der fromme Heilige die aufrichtige Frage von Rama gehört hatte, begann er ihm zu erzählen, was die Wasser so tosen und schwellen ließ: "Auf dem fernen Gipfel des Kailash liegt hoch oben in den Bergen ein edler See, der nach Brahmas Willen geschaffen den Namen Manasa trägt. Dort entspringen die Fluten der Sarju, die geheiligt sind, wo immer sie fließen. Und durch die niedrigeren Ebenen wandernd, umarmen sie schließlich Ayodhyas Mauern. Wohl bewahrt in Sarjus Namen wollen wir dem Ruhm Sarovars (der Beste der Seen) nachspüren, der Flut des Brahma, aus dem sie entsprang und ihren heiligen Lauf nimmt. Hier trifft sie auf die große Ganga mit tributpflichtiger Welle, und das ist das laute Donnern der schwellenden und tosenden Fluten, welches du hörst. Nun, Stolz der Raghu-Linie, verbeuge dich tief und demütig."

So sprach er. Und die Prinzen folgten beide seinem Wort und zollten Verehrung jedem der Flüsse. Letztendlich erreichten sie das südliche Ufer und machten sich fröhlich auf den Weg. Kurz vor ihnen war ein düsterer und respekteinflößender Wald zu sehen. Und des Königs edler Sohn begann den heiligen Mann erneut zu fragen: "Welch dunklen Wald erblicken meine Augen hier, der wie eine gewaltige Wolke den Himmel verdeckt? Er scheint mir wegelos und unheimlich zu sein, mit tausenden umherziehenden Vögeln und dem Widerhall von grellen Zikadenschreien. Es wimmelt von trostlos aussehendem Geflügel, von Löwen, Nashörnern und Bären, auch Eber, Tiger, Elefanten gibt es. Dhao- Bäume sehe ich, auch Sal, Bignonia, Bel und viele andere Bäume wachsen hier. Wie heißt der Wald?"

Der herrliche Heilige hob zu folgender Antwort an: "Mein liebes Kind des Raghu, höre, wer in diesen fürchterlichen Schatten lebt, die so dunkel und düster ausschauen. Wo jetzt Wald ist, war vor langer Zeit weites und fruchtbares Land. Die Reiche Malaja und Karusha lagen hier, von himmlischen Händen geziert. Hier hungerte und trauerte Lord Indra mit den tausend Augen um zerbrochene Freundschaftsbande viele, viele Tage lang, und sein Glanz war verdeckt von Schlamm und Lehm. Er hatte in einem Ansturm von Leidenschaft seinen lieben Freund Namuchi erschlagen. Dann kamen die Götter zu ihm mit goldenen Krügen bis an den Rand gefüllt mit heiligen Wassern, welche Befleckung lösen, und sie wuschen ihn wieder rein. Als der Gott an diesem Ort wieder von der Verschmutzung durch die unfromme Tat befreit ward, da füllte großer Jubel seine Brust. Und in seiner Freude segnete er diese Länder und gewährte einen Wunsch, den sie lange gehegt hatten: "Weil diese Länder mit Namen Malaja und Karusha die Reinigung von Blut und Schuld aushielten, sollen sie meine Missetat und Sorge mit unerschöpflichem Ruhm feiern." Dies war sein Schwur. Und all die Unsterblichen stimmten zu: "So sei es!", als sie seine Rede vernahmen. Mit hohem Lob bestätigten sie die Namen, die seine Lippen verliehen hatten(1). Für lange Zeit, du Feindebezwinger, waren diese glücklichen Länder von süßer Ruhe erfüllt, und ihr Glück vermehrte sich stetig.

Doch vor einiger Zeit erschien ein Geist von bösem Gemüt. Es war Tadaka, die ihre Gestalt nach Belieben verändern kann. Ihre Kraft übersteigt die von tausend Elefanten bei weitem. Sie ward mit dem schrecklichen Sunda, dem Herrn und Oberhaupt der Dämonenarmeen, verheiratet und schenkte dem Giganten Maricha das Leben, welcher an Kraft dem Indra ebenbürtig ist. Sie, eine ständige Plage und Pest, versetzt nun schon lange die beiden wunderschönen Reiche in Not. Sie lebt in ihrer dunklen Einöde, und ungefähr drei Meilen von hier versperrt sie den Weg. Und wir, oh Rama, müssen nun den Wald des Feindes durchqueren. Vertraue auf deinen rechten Arm und höre auf mein Kommando: Schlage das üble Monster, auf daß es sterbe, und nimm die Plage von uns. Denn das einst schöne Land zu betreten, traut sich niemand mehr, welches sie, deren Wut keiner ertragen kann, so trostlos zurück ließ. Und nun habe ich dir die wahre Geschichte erzählt, wie mit verfluchter Herrschsucht die Dämonin diesen alten Wald hier plagt und bis heute nicht damit aufhört."


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(1) Malaja heißt in etwa "von Verunreinigung kommend"