Pushpak Ramayana Buch 1Zurück WeiterNews

Canto 20 - Der Besuch des Vishvamitra

Gerade als der fromme Dasaratha schon über Heiratspläne für seine Söhne nachdachte und mit der Hilfe von Priestern und Freunden begann, darüber zu beratschlagen und Pläne zu schmieden, da kündigte sich Besuch von einem mächtigen Heiligen an. Der Einsiedler Vishvamitra kam nach Ayodhya, um den König zu treffen. Denn böse Unholde hatten ihn des Nachts desöfteren bei seinen spirituellen Riten gestört und in ihrer Stärke und rasenden Wut den Weisen mit Hexerei bestürmt. Er kam, um des Monarchen Hilfe zu ersuchen beim Schutz der Opferriten, welche die Dämonen immer wieder aufgehalten hatten, denn sie ließen ihn nicht das noch unverdorbene Opfer vollenden. In seiner schrecklichen Notlage den König suchend kam er also in die Stadt und sprach zu denen, welche die Tore bewachten: "Eilt, ihr Wächter, eilt zu eurem Herrn und sagt ihm, daß Gadhis Sohn hier ist." Sobald sie dies vernommen hatten, stürzten die Wächter davon, um aufgeregt und angespornt durch all die Gerüchte mit wildestem Eifer in den Räumen des Königs anzukommen. Sie eilten in die königliche Halle, standen dort, verbeugten sich tief und ließen alle versammelten Herren wissen, daß der große Heilige draußen wartete. Der König erhob sich mit allen seinen Priestern und dem Gefolge und eilte, den Weisen zu begrüßen, gerade so wie Indra seinen Palast verläßt, um Brahma selbst willkommen zu heißen.

Als der mit göttlichem Licht strahlende, fromme Eremit in Sicht war, bewillkommnete der König, dessen Miene deutlich seine Bewegung zeigte, den hohen Gast mit ehrenvollen Geschenken. Zwar lehnte der Heilige die angebotenen und in den heiligen Texten beschriebenen Gaben nicht ab, doch erst erkundigte er sich freundlich beim großen König, ob bei ihm alles gedeihen würde. Der Sohn des Kusik (Vishvamitra) bat den König, ihm zu erzählen, ob in Stadt und Land alles in Ordnung wäre, ob die Freunde mit ihren Familien wohlauf wären und genügend Reichtum in den Schatzkammern läge: "Beachten alle deine Nachbarn deine Herrschaft? Bekennen sich deine Feinde schuldig? Begleichst du auch immer alle deine Schulden an Götter und Menschen?"

Dann bedachte dieser Erste und Beste der Eremiten den Vasishta mit einem Lächeln und erkundigte sich auch nach seinem Wohlbefinden und erzeigte ihm damit die nötige Ehre. Danach gingen allesamt freudig mit dem Weisen in die königliche Halle und setzten sich nieder, ein jeder seinem Rang und seiner Stellung gemäß. Freude füllte des edlen Königs Brust, als er den geehrten Gast ansprach: "So wie Amrit (der Göttertrank) für den Sterblichen ist, wie Regen für die durstige Erde, so wie ein Sohn für einen kinderlosen Mann, der ihm von seiner teuersten Gattin geboren ward, so wie der Gewinn, den wir schmerzlich vermißt haben, und wie eine plötzliche Morgendämmerung von gewaltiger Pracht, so ist dein Erscheinen hier für mich. Sei willkommen, mächtiger Heiliger, welchen Wunsch hegst du in deinem Herzen? Wie kann ich dich zufrieden stellen? Heil dir, du Bester, von dem alle Ehre kommt, alles, was ich geben kann, ist deiner würdig. Meine Geburt ist heute mit Früchten gesegnet, noch ist mein Leben umsonst gewesen, denn ich sehe den Besten der Brahmanen vor mir, und die Nacht weicht einem herrlichen Morgen. Du, heiliger Weiser, hast dir vor langer, langer Zeit die Zugehörigkeit zu den Brahmanen verdient und gewannst dir durch hervorragende Buße einen hohen Rang in der Brahmanenkaste. Dies und vieles andere gibt mir gute Gründe, dich zu ehren. Es scheint so wunderbar in meinen Augen: durch deinen Besuch sind alle meine Sünden bereinigt, und ich gewinne, nur durch deinen Anblick, den Verdienst einer Pilgerreise. Bitte sage mir, was ich für dich tun kann, und warum du mich aufsuchst. Dank deiner Gnade ist es mein Wille, deinen Wunsch, oh Einsiedler, zu erfüllen. Doch du brauchst gar nicht viel zu erklären, was immer dein Herz begehrt, es sei dir vorbehaltlos gewährt, denn du mein Herr, bist mein Gott."

Der glorreiche Eremit, weithin berühmt und mit höchstem Ruhm und wahrhaftiger Tugend gekrönt, war hocherfreut über solch bescheidene Worte, die den Geist und das Ohr entzücken.


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