Pushpak Ramayana Buch 1Zurück WeiterNews

Canto 12 - Das Opfer beginnt

Erneut beschloß der Frühling mit milder Wärme ein Jahr. Um sich Söhne zu gewinnen, begann der König ohne Verzögerung sogleich seinen Schwur in die Tat umzusetzen. Zu Vasishta, dem heiligen Mann, sprach er in maßvoller Rede: "Beginne die Riten mit allem Nötigen, wie es in den heiligen Schriften geschrieben steht. Und sorge mit aller Anstrengung dafür, daß alles, was die geheiligten Bräuche stören könnte, uns nicht nahe kommt. Du bist, mein Herr, mein bester Vertrauter, bist freundlich und auch mein Freund. Und darum betraue ich dich mit dieser, der schwersten aller Pflichten." Daraufhin gab er, der Beste unter den Zweifachgeborenen, sogleich seine frohe Zustimmung: "Gern will ich alles tun, was du wünschst, verehrter König." Und wandte sich an die ehrwürdigen Priester, welche in der Ausführung von Opferriten erfahren und geschickt waren: "Stellt hier die Wächter auf und nehmt dazu gute und religiöse Männer in verläßlichem Alter. Ruft verschiedene Handwerker zusammen, welche die Tore schmieden und die Mauern bauen. Bringt mir alle Arten von Künstlern und Berufen; solche, die Sterne lesen und die Karten beherrschen, ebenso wie Schauspieler und Sänger nebst in Tanz und Gesang erfahrene Damen."

Zu den studierten und in den Schriften wohl bewanderten Männern sprach er: "Führt alle nötigen Riten gemäß des Königs Verfügung durch. Und ruft schnell fremde Brahmanen herzu, denn dieses Opfer heißt alle willkommen. Errichtet Pavillons für die Prinzen, welche mit allen Ornamenten und Kunstwerken versehen sind, und baut hübsche Hütten, um den tausenden brahmanischen Gästen Schatten zu gewähren. Ordnet sie nebeneinander an und stattet sie reich mit Nahrung und Getränken aus. Dann benötigen wir noch weitläufige Ställe für die vielen Elefanten und Rosse, außerdem Kammern, wo die Menschen schlafen können, geräumige Zimmer, weit und hoch, die all die zahllosen Krieger aus fernen Ländern beherbergen werden. Auch für unsere eigenen Leute sollt ihr Zelte vorbereiten, die ausreichend groß sind, mit genügend Vorrat an Fleisch, Getränken und allem, was wir benötigen könnten. Für die vielen Gäste aus aller Welt brauchen wir große Mengen an Nahrung. Bereitet auch Essensgeschenke vor, nicht aus Mitleid, sondern ehrenvolle Gaben, um auf die rechte Art und Weise allen Kasten die passende Achtung und Verehrung zu zeigen. Laßt nicht den kleinsten Gedanken oder Zorn in eurem Herzen zu, der den schäbigsten Gast kränken könnte. Doch schenkt denen eure besondere Aufmerksamkeit, die an vorderster Stelle stehen, sei es bei den Künstlern oder bei denen, die ihren Anteil an den Pflichten des Opfers leisten. Ich bitte euch, führt die euch zugewiesenen Aufgaben mit freundlichem Herzen aus und vermeidet, wie es das Gesetz erbittet, Verfehlungen, Versehen und Unachtsamkeit." Sie antworteten: "Wie du es sprichst, so werden wir es tun und Unart vermeiden."

Dann rief der weise Vasishta den Sumantra zu sich und sprach zu ihm: "Lade du die Prinzen dieser Erde ein und all die berühmten Herren, die den Ritus beschützen. Priester, Krieger, Händler, Dienstleute - sie alle bringe zu Tausenden herzu. Wo immer sie leben mögen, ob nah oder fern, versammle hier die Guten und Ehrenvollen. Und gewinne Janak für uns, dessen königlicher Herrschaft die Menschen von Mithila gehorchen. Ihm, dem alten Verbündeten unseres Königs Dasaratha, diesem standhaft seinen Gelübden folgenden Mann, die Geißel seiner Feinde und in den Schriften versierten, überbringe die Einladung mit allen Ehren. Lade auch den Herrscher von Kasi zu uns, den ruhmreichen König, der mit sanfter Rede für jeden ein angenehmes Wort findet und seit alters her ein Gleichgesinnter unseres Herrn ist. Gedenke ebenfalls des Vaters der Gemahlin unseres Königs, der weit und breit für seine Tugend bekannt ist und über das Reich Kekaya herrscht. Ich bitte dich, lade ihn und seinen Sohn zum Opfer ein. Und bring Lomapad zu uns, den König der Angas, standhaft in seinen Gelübden und göttergleich. Sende deine Einladungen gen Westen, Süden und Osten. Rufe auch die zu Gast, die über Surashtras Land, das Reich Suvira und die Ufer des Sindhus regieren. Schicke deine Botschaften zu allen Königen, mit denen uns Freundschaft verbindet, auf daß sie zu uns eilen mit Kind und Kegel."

Ohne Verzögerung widmete sich Sumantra, die Order Vasishtas zu befolgen. Er sandte seine vertrauenswürdigen Boten in alle Richtungen, nach Osten, Westen, Süden und Norden. Dem Heiligen gehorsam eilte er selbst von dannen und bat einen jeden edleren Herrscher und König, eilends zur Opferfeier zu kommen. Vor dem heiligen Vasishta zeigten diejenigen, die mit Stein und Holz schufen, daß sie alle benötigten Arbeiten für die Riten geschafft hatten. Hocherfreut über ihren erfolgreichen Eifer sprach Vasishta zu allen Handwerkern: "Ich verlange von euch, ihr Meister, daß ihr nirgends etwas verkehrt macht und daß keine eurer Gaben Verachtung in sich trägt, denn wenn immer etwas mit Verachtung weggegeben wird, ist dies eine große Sünde für den Gebenden, weil er damit kränkt."

Nachdem einige Tage und Nächte vergangen waren, trafen die Könige ein und führten reichliche Mengen an kostbaren Juwelen als Geschenk für König Dasaratha mit. Große Freude herrschte in Vasishtas Brust, als er dem König verkündete: "Deinem hohen Befehl gehorchend kamen die Könige zu dir, mein Herr. Mit großer Sorgfalt habe ich einen jeden mit allen Ehren begrüßt. Die Vorbereitungen der Dienerschaft sind fast beendet, und alles ist bereit für das Opfer. Erhebe dich nun und schreite zum geheiligten Opferplatz, wo du alles in rechter Ordnung finden wirst." Rishyasring bestätigte den Bericht, und ihre Worte verfehlten nicht ihre bewegende Wirkung auf den König. Und als der Weltenherrscher zum Opfer schritt, da gewährten selbst die Sterne ihm ihren günstigen Einfluß.

Unter der Leitung Vasishtas begannen die Priester all die glorreichen Riten für das Opfer, bei dem das Blut eines Pferdes vergossen wird.


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