Pushpak Ramayana Buch 1Zurück WeiterNews

Canto 3 - Die Meditation

Mit sorgfältiger Aufmerksamkeit hatte Valmiki die bedeutungsvolle Saat des Gedichtes empfangen und schaute nun mit Eifer nach vollständigerem Wissen aus. Erst benetzte er seine Lippen mit etwas Wasser, dann setzte er sich in ehrfürchtiger Haltung auf heiliges Kusha- Gras, welches ordnungsgemäß hergerichtet war, und trat meditierend in den Pfad der Poesie ein. Durch die Kraft seiner Tugend sah er bald alles klar vor sich: Rama, seinen Bruder, sein Weib, Vater Dasaratha und die Königinnen zu jeder Zeit, in jeder Szene; auch das Volk jeglicher Art, die Edlen am Hofe des Prinzen; was auch immer gesagt oder beschlossen wurde, jeden Plan und jede Tat. Heilige Konzentration und inbrünstiger Ritus gaben ihm eine schärfere Sicht, und so ward ihm, dem heiligen Eremiten, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gewahr. Mit seinem mentalen Auge konnte er das große und gute Leben Ramas und seine Zeit mit Sita in den Wäldern ergreifen, als ob seine Finger Früchte vom Baume pflückten. Mit heimlich alles durchdringendem Blick erzählte er von Rama, so daß jedes aufmerksam zuhörende Ohr in ein Meer voll köstlicher Perlen entführt wird. So empfing der gute Valmiki, der göttliche Heilige, die Geschichte von Raghus Geschlecht, wie sie zuvor von Narada, dem himmlischen Heiligen, umrissen worden war. Er sang von Ramas prinzlicher Geburt, seiner Freundlichkeit und seinem Heldentum, seiner Liebe zu allen, seiner jugendlichen Geduld, seiner Liebenswürdigkeit und standhaften Wahrheit, und auch viele Geschichten und alte Legenden, die ihm einst von Vishvamitra erzählt worden waren. Wie Rama Janaks Kind umwarb und gewann und wie er den Bogen zerbrach, den sonst keiner spannen konnte. Wie er, erfüllt von Tugendhaftigkeit, seinen Namensvetter Rama traf und mit ihm kämpfte.

Valmiki sprach von Ramas Wahl zum Thronerben, über den Groll, den Kaikeyi zeigte und deren böser Rat den Plan zunichte und Rama zum Verbannten machte. Er sang vom Leid des Königs, seiner Trauer und wie er vor Gram verging. Und von des Volkes Kummer über den Verlust und wie Rama die ihm treu folgende Menge verließ. Von seinem Gespräch mit Guha, und wie er festen Willens sogar seinen Wagenlenker entließ und nach Hause schickte. Wie er die fernen Ufer der Ganga erreichte, sich an der Gesellschaft von Bharadvaja erfreute, und wie er dessen Rat folgend die Reise fortsetzte bis zu den Hügeln von Chitrakuta.

Der Einsiedler sang vom Leben des Helden in der kleinen, selbstgebauten Hütte, und wie Bharata ihn dort aufsuchte, um ihm seine dringende Bitte vorzutragen. Wie die beiden ihrem Vater das Totenopfer darbrachten und Rama seinem Bruder die Sandalen überließ, als Symbol seines angestammten Rechtes. Von Bharatas Rückkehr und seinem Umzug nach Nandigrama wußte der Weise, und wie Rama nach Dandaka weiterzog, um dort Sutikhna zu treffen. Auch Anasuya zeigte dem Helden ihre hohe Gunst und verlieh ihm einen wunderbaren Balsam. Er suchte Sarabhangas Heimstatt auf, stand sich mit Indra Auge in Auge gegenüber und hatte die hohe Ehre, Agastya zu treffen, der ihm den himmlischen Bogen übergab. Weiterhin schaute Valmiki, wie Rama mit Viradha sprach und sein Lager in Panchavata aufschlug. Wie Shurpanakha das Gespött und ihre Verunstaltung, sowie den Tod von Trigira und Khara erlebte. Wie Ravana nach Vergeltung schrie, Maricha unausweichlich sein Schicksal ereilte und die schöne Sita entführt wurde. Wie Rama vergebens weinte und tobte und der König der Geier erschlagen ward.

Und Valmiki sah Rama den fürchterlichen Kabhala besiegen, und wie er anschließend an die Ufer der Pampa zog, um dort Hanuman zu treffen und jene, deren Gelübde unter grünen Zweigen bewahrt wurde. Und wieder sah er den hochbeseelten Rama bitterlich weinen, dort am Ufer der Pampa. Mit Lakshman erreichte er Rishyamuka und vereinte sich in Freundschaft mit Sugriva, welchen sie gesucht hatten. Valmiki sang vom Kampf des Sugriva mit Bali, von Balis Ende und Sugrivas herrschaftlichem Triumph. Von Taras heftiger Trauer um ihren Gatten Bali, und von regnerischen Nächten voll Wartens. Er sang vom Zorn des löwenhaften Sohnes von Raghu (Rama) und vom Aufmarsch der Vanars. Wie viele, viele Boten in alle Richtungen ausgesandt wurden und Rama seinen Ring dem Hanuman mitgab. Von der Höhle, in der die Boten beabsichtigten, ihr Leben mit Fasten aufzugeben, und von Sampati, der zum Freund wurde.

Valmiki schaute, wie sie den Hügel erklommen, und wie Hanuman über den tiefen Ozean sprang. Wie auf Befehl des Ozeans sich der hohe Gipfel des Mainaka erhob und wie Sinhika starb. Wie wunderbar Lanka war, mit all den prächtigen Palästen, und wie sich Hanuman des Nachts hineinstahl und die Dämonen überlistete. Wie er sich durch den königlichen Hof schlängelte, die Frauenkammern durchstreifte, um endlich die im Asokahain Ravanas gefangengehaltene Dame zu finden. Wie er ihr Vertrauen gewann, den Ring übergab, und sie ihm voller Freude ebenfalls ein Juwel für Rama anvertraute. Dann besang der Weise wie Hanuman das Wäldchen zerstörte, wie die Dämoninnen zitternd vor ihm flohen und er die Wächter erschlug. Seine Gefangennahme ward ebenso geschaut wie das Feuer, welches der edle Vanar zornig legte und damit Lanka niederbrannte. Sein Sprung zurück über den Ozean, das Festmahl von Honig, und die guten Nachrichten, die Hanuman dem Rama bringen konnte. Valmiki sah das Juwel von Sitas Stirn, welches Rama übergeben ward, Ramas Gespräch mit dem Ozean und den Bau der Brücke über den weiten Ozean bis nach Lanka, welches des Nachts von Rama und seinen Freunden umzingelt wurde. Er schaute das Bündnis zwischen Rama und Vibishan, welches Ravanas Tod besiegelte. Und wie Kumbhakarna und Meghanada in ihrem Stolz ihr Ende in der Schlacht fanden. Gleichwie den Tod Ravanas, welcher Sita befreite und Vibishan auf Lankas Thron setzte.

Valmiki sah den fliegende Wagen Pushpak und die Götter mit Brahma an der Spitze, die Ramas Zweifel über Sitas Ehre zerstreuten. Wie sie im fliegenden Wagen die Heimkehr antraten, wie der Sohn des Windgottes (Hanuman) als Bote vorgeschickt ward, wie Bharata alle empfing und Rama als König eingesetzt wurde. Und wie das Heer seinen Lohn erhielt, Rama seine Königin fortsandte und wie die Liebe des Volkes täglich wuchs. All dies, was in Ramas Leben geschah, und auch was über den letzten Vers hinausgeht und weiterhin eintreffen wird, ward dem heiligen Valmiki offenbar.



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